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"Am Kunststoff führt kein Weg vorbei!"
„Biokunststoffe werden einige Probleme lösen, aber sicher nicht alle.“, raubt Ass. Prof. DI Dr. Ines Fritz vom Institut für Umweltbiotechnologie an der BOKU Wien den zahlreichen hochinteressierten Besuchern gleich zu Beginn des Technologiegesprächs die Hoffnung auf Erlösung durch neue Materialien. Gemeinsam mit DI Johann Zimmermann von der Firma NAKU beleuchtete sie auf Einladung durch das WIFI NÖ und unter der sachkundigen Moderation von Clustermanager Harald Bleier vom Kunststoffcluster NÖ das Thema pointiert und mit hoher wissenschaftlicher Expertise.
„Wenn wir heute 40 Millionen Kunststoffpartikel in einem Kilogramm Bodenprobe finden, dann sind Maßnahmen wie das Kunststoff-Einweg-Tragetaschen-Verbot, wie das sogenannte Plastiksackerlverbot korrekt heißt, nicht überzogen.“, sagt Fritz. Die Forschung beschäftige sich vor allem mit der Frage, welche Probleme mit welchen Materialien lösbar seien. Die größte Herausforderung bestünde darin, die genutzten Materialien dem Verwendungszweck anzupassen. So sei es nicht vertretbar, Material zu verwenden, das 150.000 Jahre auf diesem Planeten verbleibt, nur um es für 12 Minuten zu nutzen.
In die gleiche Kerbe schlägt Johann Zimmerman, der als Kunststofftechniker vom Industriejob zur Selbstständigkeit wechselte und mit seinem Unternehmen mit Sitz in Wiener Neustadt seit 2007 daran arbeitet, Natur und Kunststoff zusammenzubringen. Mit mitgebrachten Verpackungsmustern erklärt der niederösterreichische Unternehmer anschaulich, worauf es ankommt. „Wichtig ist, was der Kunde erwartet“, sagt Fritz. „Die Verpackung soll in erster Linie frisch halten und muss biologisch abbaubar sein. Das ist eine häufige Anforderung.“ Mit Materialien wie Polymilchsäure (PLA) gelingt das bereits gut und es besteht ein deutlicher Trend. Die hohe Nachfrage führe dann aber zu Rohstoff-Knappheit und damit zum höheren Preis. Gesetzliche Bestimmungen sieht auch er als Markttreiber für Biokunststoffe.
Conclusio: Kunststoffe sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken, Biokunststoffe können das, was konventionelle Kunststoffe können, wachsen aber nach und sind recycelbar. Zimmermann betont: „Es braucht ein bewusstes „Ja“ und man muss auch Geld in die Hand nehmen. Nicht zuletzt gilt es auch, die Leute dafür zu gewinnen“.
Zündstoff für Diskussion bot das Technologiegespräch allemal, was sich auch in angeregten Gesprächen beim kulinarischen Ausklang zeigte. „Das Format der Technologiegespräche soll genau das leisten“, erklärt WIFI-Produktmanager Peter Krippl. „Kompakt und durchaus auch kontrovers wollen wir Trendthemen aufgreifen und zur Diskussion einladen.“
Jetzt anmelden zum nächsten Technologiegespräch
Das nächste WIFI-Technologiegespräch findet am 31.3.2020 zum Thema „Building Information Modeling (BIM).“ statt. Mit BIM als intelligentem, digitalem und integralem Gebäudemodell können Architekten, Bauherren, Haustechniker bis hin zum Facility Manager gemeinsam an einem Bauprojekt arbeiten. Experten stellen das Modell vor und beleuchten den Nutzen in der Praxis.
Die Anmeldung ist ab sofort möglich.
St. Pölten, 11.3.2020